Was heißt Fahrtensegeln?
Unter Fahrtensegeln versteht man meistens mehrtägige Fahrten mit einem Segelboot von einem Start zu einem Zielhafen. Ein solcher Törn kann sportlich mehr oder weniger anspruchsvoll sein, aber es geht dabei nie um den Wettkampf mit anderen Booten. Differenziert wird in „Tages- und Wochentörns“ und ob der Törn im Binnenrevier absolviert wird oder auf dem offenen Meer , dann spricht man vom Blauwassersegeln. Gegenüber dem Wettkampfsegeln besteht ein anderes Anforderungsprofil. Wichtige Themen sind hier z.B. Ausrüstung, Proviant, Törnplanung mit dem Wetter, Navigation, Ankerpraxis, Hafenmanöver, Funkkenntnisse u.a.m.
Im Folgenden findet ihr, nach einer Einleitung über die Tradition des Fahrtensegelns in unserem Verein außerdem Ausschreibung und Ergebnisse des Fahrtensegelwettbewerbs und eine Bildergalerie unserer Mitglieder.
Die Tradition des Fahrtensegelns in der SG Einheit
Es gab vor 1990 wohl kaum einen Sportfreund, der kein Fahrtenbuch führte und sich nicht am jährlichen Fahrtenwettbewerb beteiligte. Penibel wurde Buch geführt, besonders beliebt waren in unserem Revier Fahrten zum Riewendsee und die Inselrunde im Revier Breitling/Plauer See, denn bei diesen Törns konnten einschließlich des Mastlegens besonders viel Punkte abgerechnet werden. Abends traf man sich, saß bei geistigen Getränken zusammen, grillte und klönte. Spätestens zu Saisonbeginn wurde der Sommerurlaub per Segelboot vorbereitet. Wir Segler hatten gegenüber den werktätigen Kollegen ein großes Privileg. Niemand konnte uns unseren Urlaubsplatz auf dem eigenen Boot streitig machen.
Urlaubsziele waren die Mecklenburgische Seenplatte und die Boddengewässer Ost. Einige Sportfreunde fuhren sogar weit in den Süden und kamen über die Binnenwasserstraßen bis nach Prag. Hier war die Gemeinschaft wichtig. Anstatt sich individuell mit dem Tümmler oder der Forelle rumzuärgern, fuhr man im Tross. Gezogen hat unser Schlepper „MARABU“ oder wir konnten uns an die Berufsschiffahrt anhängen oder seitlich daran festmachen. Die Urlaubsfahrt brachte natürlich besonders viel Punkte für den Fahrtenwettbewerb. Allein mit den 16 Schleusen bis zur Müritz konnte man punkten. Und dann die Müritz, Kolpinsee, Fleesensee und der Plauer See selbst, das waren gegenüber dem Heimatrevier schon erhöhte Anforderungen. Lange Schläge waren möglich, der Mast wurde nur gelegt, wenn man von einem See zum anderen wollte. Bei Westwind von Klink bis zum Bolter Kanal und zurück, das waren ca. 30 Segelkilometer im Stück. Wer diesen Törn 2‑mal schaffte, konnte 60 Punkte am Tag eintragen. Wer nicht so segelverrückt war konnte sich in die idyllisch gelegenen kleineren Seen, wie z.B. den Schwarzer See bzw. den Pälitzsee zurückziehen.
Ähnlich schöne Segelerlebnisse hatte man, wenn es zur Ostsee ging. Die inneren Seegewässer konnten befahren werden. Endziel war oft die Insel Hiddensee. Doch bis man sie erreichte, war einiges zu berücksichtigen. Voraussetzung war der Befähigungsnachweis Seewasserstraße. Dann mussten die Boote – es waren meist 20-er Jollenkreuzer – hinlänglich seefest gemacht werden. In der Regel wurde auch kräftig gebunkert – lagerfähiges Berliner Bier und H‑Milch im Tetrapack standen besonders hoch im Kurs. Auch aktuelles Kartenmaterial musste besorgt werden. Strapaziös war die Fahrt durch Polen. Hier hatten sich die DDR und die VR Polen etwas Besonderes ausgedacht. Treffen am Vorabend der Passage in der Schwedter Querfahrt, denn allein durfte man nicht fahren.
Am Folgetag ging es im Pulk sehr früh hinaus auf die Ost-Oder. Zuerst Vorzeigen der Crewliste und Kontrolle beim DDR-Zoll und Grenzschutz / Ausklarieren. In Wieduchowa Wechsel auf die polnische Uferseite und Einklarieren in Polen. Weiter ging es in Richtung Ostsee. Stettin wurde passiert, danach Durchgangskontrolle in Ziegenort, bevor man im Stettiner Haff das polnische Grenzboot anlaufen musste, um die Ausfahrt aus Polen kenntlich zu machen. Anlegen und Übernachten in Polen waren untersagt. Letztendlich wartete in Ueckermünde bzw. Karnin der DDR Grenzschutz um die Wiedereinreise und Vollständigkeit der Besatzung abzuhaken.
Bereits im Jahr 1976 gelang es 2 Sportfreunden unseres Vereins sich in den Besitz der PM18 zu bringen, zu Ende der DDR waren es schon 7 Sportfreunde. Sie erhielten damit die Erlaubnis, als Mitsegler auf Booten Rostocker Sportfreunde an der DDR Meisterschaft im Seesegeln teilzunehmen, die in der Regel im Küstenabschnitt zwischen Warnemünde und Rügen ausgesegelt wurde.
Wie aus alten Mannschaftslisten ersichtlich, musste hierzu vorher die Unbedenklichkeit des Kreisfachausschusses Segeln Rostock, des BDS, des DTSB, der Deutschen Volkspolizei und der Grenzbrigade Küste per Signum und Unterschrift erklärt worden sein. All das ist nun Geschichte, Boote und Urlaubsziele haben sich nach 1990 geändert. Was bleibt sind die schönen Erinnerungen, die aus vielen gemeinschaftlichen Erlebnissen resultieren und die wir in dieser Form nicht mehr erleben werden.
Nach 1990 lockten die offene See, die Häfen der Schleswig-Holsteiner Küste, Dänemarks und Schwedens. Bei ersten Erkundungstörns wurden Skipper und Crew schnell die begrenzte Eignung des eigenen Bootsmaterials für die offene See bewusst. Seegängiges Boot kaufen oder seegängiges Boot chartern waren nun die Alternativen wenn man sein Herz für das Blauwassersegeln entdeckt hatte und dafür auch die notwendige Zeit hatte. Mehrere Sportfreunde unternahmen nun Törns quer über die Ostsee nach Skandinavien. Längere Törns führten nach Holland (Amsterdam,Isselmeer,Nordsee), in die Ost- und Westschären Schwedens, quer durch Schweden durch den legendären Götakanal, nach Danzig, nach Helgoland usw. Als Charterer oder Mitsegler wurde auch im Mittelmeer gesegelt.
Gute Tradition ist es geworden, dass die Erlebnisse und Erfahrungen, die wir als Fahrtensegler, die im Gegensatz zur Vorwendezeit nun oft allein unterwegs sind, jährlich im Winterhalbjahr beim „Seeseglerabend“ miteinander austauschen.
Abschließend muss unbedingt noch erwähnt werden, dass unser Verein nach der Wende über mehrere Jahre mit den Sportfreunden Marlis und Heinz Dreusicke die Sieger im Fahrtenseglerwettbewerb des Verbandes Brandenburgischer Segler stellen konnte.
Stefan Körber
Der Fahrtensegel-Wettbewerb
Der Fahrtenwettbewerb ist ein Segelwettbewerb. Dieser soll insbesondere den Breitensport im Land Brandenburg fördern. Er ist für alle Fahrtenseglerinnen und Fahrtensegler gedacht, die auf ihren Heimatrevieren an zahlreichen Wochenenden unterwegs sind und dies gegebenenfalls durch einen Urlaubstörn mit einem Boot im Fahrtengebiet aller Binnen- oder Seereviere ergänzen. Der Wettbewerb soll darüber hinaus das sportliche und gesellschaftliche Leben in den Vereinen und Segelrevieren fördern und unterstützen.
Ausschreibung
Am Fahrtenwettbewerb sind nur Mitglieder aus den jeweiligen Segelvereinen des VBS teilnahmeberechtigt.
Die Teilnehmer tragen sich zum Saisonbeginn in eine Meldeliste im Verein ein. Diese Meldeliste dient gleichzeitig als Meldenachweis für die Sportler-Versicherung beim Landessportbund Brandenburg (LSB). Am Saisonende geben die Teilnehmer ihre Fahrtennachweise (Bord- bzw. Logbücher, auch Listen aus elektronischen Nachweisen) beim Vereinsfahrtenobmann ab. Der Vereinsfahrtenobmann prüft die Nachweise auf sachliche Richtigkeit sowie auf eine sportliche und faire Abrechnung. Durch seine Unterschrift bestätigt der Vereinsfahrtenobmann dem Teilnehmer seinen Fahrtennachweis. Der Vereinsfahrtenobmann fasst die jeweiligen Ergebnisse der Fahrtennachweise zusammen. Er übergibt seine Zusammenfassung bis zum 15.11. jeden Jahres dem Fahrtenobmann des VBS.
Der Fahrtenobmann des VBS ermittelt die Vereinswertungen und die Einzelwertung der Teilnehmer und veröffentlicht die Ergebnisliste bis zum 31.01. des Folgejahres auf der Homepage des VBS.
Der Abrechnungszeitraum beginnt am 01.11. des Vorjahres und endet am 31.10. der laufenden Saison.
Es können maximal 50 Bordtage innerhalb einer Saison im Fahrtenwettbewerb abgerechnet werden.
Alle für die Schifffahrt zugelassenen weltweiten Binnen- und Seereviere sind im Wettbewerb zugelassen.
Die Fahrzeugführer müssen einen dem Fahrtgebiet entsprechenden Befähigungsnachweis haben.
Das Boot muss nach Bauart und Ausrüstung entsprechend den Sicherheitsrichtlinien der Kreuzerabteilung für das befahrene Gebiet geeignet sein.
Für Seestrecken muss ein Logbuch geführt werden. Für Mannschaften wird auch ein Logbuchauszug akzeptiert.
Es erfolgt eine Meldung durch Eintragung in die Meldeliste.
Die Ereignisse werden in einem Fahrtennachweis dokumentiert und chronologisch geführt (Bordbuch, elektronischer Fahrtennachweis o. ä. sowie bei Seestrecken das Führen eines Logbuches).
(Gewertet wird nur die direkte Strecke über Grund ohne Kreuzkurse)
- Binnen: Jeder gesegelte Kilometer, auch gestakt, getreidelt oder gepaddelt: 1 Punkt
- See: Jede gesegelte nautische Meile ℠: 1 Punkt
- Jeder gesegelte Kilometer gegen den Strom auf stark strömenden Gewässern (mindestens 5km/h): 3 Punkte
- Fahren unter Motor:
- im Binnenbereich je gefahrener km: 0,2 Punkte
- im Seebereich je gefahrene sm: 0,2 Punkte
- Mastlegen und Segel bergen bei Brücken und anderen Hindernissen: 2 Punkte
- Jede durchfahrende Schleuse: 4 Punkte
- Für zusammenhängende Langtörns über mehr als 200 km zusätzlich: 20 Punkte
- Für jede weiteren 100 km: 10 Punkte
- Eigenständig durchgeführte Trailertransporte eines Jollenkreuzers, Kielschwerters oder Kielbootes in andere Segelreviere (mind. 150 Km vom Heimathafen): 50 Punkte
- Teilnahme an den von den Vereinen organisierten Gemeinschaftsfahrten zusätzlich zu den Segelpunkten (Mindestteilnahme 5 Boote): 20 Punkte
- Wahrnehmung einer Funktion bei der Durchführung einer offiziell ausgeschriebenen Regatta, pro Veranstaltung: 25 Punkte
A. Vereinswertung:
Für die Vereinswertung wird der Fahrtenwettbewerb in zwei Gruppen durchgeführt:
- 1. Gruppe: Vereine mit einer Mitgliederzahl bis 79 Mitglieder
- 2. Gruppe: Vereine mit einer Mitgliederzahl von mindestens 80 Mitgliedern
Die Vereinswertung innerhalb der Gruppe erfolgt nach folgender Formel:
3a + 2b + c
m
Wobei:
a = Anzahl der Teilnehmer ab 1000 Punkte
b = Anzahl der Teilnehmer mit 500 bis 999 Punkten
c = Anzahl der Teilnehmer mit 1 bis 499 Punkten
m = Mitglieder des Vereins (es gilt LSB-Mitgliederstatistik des Kalenderjahres)
Auszeichnung: Die Auszeichnung der besten Vereine der Gruppen 1 und 2 erfolgt auf dem jährlichen Landesseglertag des VBS. Der Pokal verbleibt in dem Verein, der ihn 3 mal hintereinander oder 5 mal außer der Reihe erworben hat.
B. Einzelwertung:
Anerkannte Punkte der persönlichen Wertung.
Auszeichnungen: Es werden die drei besten Besatzungen bzw. Einzelsegler ausgezeichnet. Die Plätze 1 bis 3 erhalten einen Sachpreis sowie eine Urkunde. Die Auszeichnung der Einzelsegler erfolgt auf dem jährlichen Fahrtenseglertreffen des VBS oder auf dem jährlichen Fahrtensseglerabend im jeweiligen Segelrevier.
Es erfolgt eine gesonderte Jugendauswertung bis einschließlich der Altersklasse 19. Die Auszeichnung der Jugendlichen auf den Plätze 1 bis 3 in der Einzelwertung, erfolgt auf dem Jugendseglertag.
Alle Wettbewerbsteilnehmer, die mehr als 999 Punkte erreicht haben, erhalten eine Fahrtenflagge des VBS. Von den Fahrtenseglerinnen und Fahrtenseglern, die 2000 und mehr Punkte erreicht haben, sind von den zuständigen Fahrtenobleuten den Abrechnungsunterlagen des Fahrtenwettbewerbs die Bordbücher beizulegen.
Ehrungen:
- Fahrtennadel in „Gold“ ( 12 mal 1000 und mehr Punkte )
- Fahrtennadel in „Silber“ ( 8 mal 1000 und mehr Punkte )
- Fahrtennadeln „Bronze“ ( 4 mal 1000 und mehr Punkte )
Die Überreichung der Fahrtennadeln erfolgt in den Vereinen. Der Nachweis zum Erwerb der Fahrtennadeln ergibt sich aus den Nachweislisten, die der Fahrtenobmann des VBS führt.
C. Seesegeln
Seesegler, die ihren Seetörn im Fahrtenwettbewerb des VBS abgerechnet haben, können darüber hinaus als „Erfolgreiche Seesegler des Jahres“ ausgezeichnet werden. Es werden die drei Einzel-Bestplatzierten prämiiert. Die Prämiierung erfolgt auf dem jährlichen Fahrtenseglerabend des VBS oder dem jährlichen Fahrtenseglerabend im jeweiligen Segelrevier.
Zur Bewertung der Reise sind folgende Unterlagen zusätzlich beim Fahrtenobmann des VBS einzureichen:
- Formlose „Tabellarische Übersicht der Reise“
- Das Logbuch (auch als Kopie) oder ein elektronisches
- Ein möglichst kurz gefasster Reisebericht (ca. 2 Seiten), der den Verlauf der Reise und besondere Ereignisse beschreibt.
- Eine Törnskizze
- Auflistung der an Bord befindlichen Navigationsausrüstung.
Fahrtenobmann: Jürgen Walles, 14480 Potsdam, Johannes-Kepler-Platz 4/38 oder E‑Mail: juergen.walles@online.de
Ergebnisse
Bildergalerie unserer Mitglieder
Die folgenden Bilder geben einen kleinen Eindruck über die schönen Fahrtensegeltörns unserer Mitglieder.
Adresse
Vereinshaus Grillendamm
Grillendamm 16
14776 Brandenburg
Vereinshaus „Seeschloss”
Windmühlenweg 57
14770 Brandenburg Neuendorf